2022-01-15 08:37
Wie ich 2021/22 arbeite
In vielen technisch orientierten Blogs ist es üblich, einmal im Jahr mehr oder weniger ausführlich seinen Arbeitsplatz, technische Ausstattung, eingesetzte Software und Arbeitsweisen zu beschreiben. Nun möchte auch ich mich mal anschließen.
Dass ich, auch unabhängig von Corona, seit mehreren Jahren überwiegend im Home Office arbeite, hatte ich schon mal beschrieben. Entsprechend ist mein Arbeitsplatz dreigeteilt: links mein privater PC mit zwei Bildschirmen, in der Mitte das Notebook meines Arbeitgebers, rechts das Notebook meines Hauptkunden mit externem Bildschirm und Tastatur.
Gerätepark
Auf dem Kundennotebook läuft Windows 10. Genauer gesagt ist das Windows in einer virtuellen Maschine. Beim Booten startet zunächst eine proprietäre, auf Linux basierende Sicherheitssoftware, die einen VPN Tunnel zum Kundennetz aufbaut und dann die VM startet. Das klingt nach Performanceverlust und ist es auch. Allerdings wurde das Notebook 2021 ausgetauscht, statt eines altersschwachen Lenovo Thinkpad T450 ist es nun ein T14. Damit kann man durchaus arbeiten, auch in Telekonferenzen mit Bildschirmfreigabe. Das Firmennotebook ist ein Lenovo Thinkpad P50 mit Windows 10, mit über 3kg eher ein Desktop-Ersatz als ein mobiles Gerät. Da es auch schon fast fünf Jahre auf dem Buckel hat, reche ich 2022 mit einem Austausch.
Meinen privaten PC habe ich Ende 2017 oder Anfang 2018 auf Basis eines Bauvorschlags der c’t selber zusammengebaut. Damals war gerade die erste AMD Ryzen Generation aktuell, dementsprechend ist die CPU ein Ryzen 7 1700 mit 8 Cores. In Abweichung vom Bauvorschlag habe ich direkt 64 GB RAM, eine 1 TB SSD und eine 4 TB Festplatte eingebaut, in der Hoffnung, dass diese Konfiguration wie frühere PCs wieder für ca. 8 Jahre ausreichend sein wird. Auf dem PC läuft jeweils die aktuelle Version von Ubuntu Linux LTS mit dem MATE Desktop, also noch ein Vierteljahr lang Ubuntu MATE 20.04 LTS. Auch der Vorgänger dieses PCs basiert auf einem Bauvorschlag von der c’t 25/2009. Er läuft mit einem Intel Core i7-860 steht mittlerweile ein paar Meter weiter entfernt unter dem Schreibtisch meiner Partnerin. Auch hier ist Ubuntu MATE im Einsatz.
Daneben gibt es auch ein privates Notebook, das allerdings eher auf Reisen oder früher bei Vorträgen und Linux User Group Treffen zum Einsatz kommt und keinen festen Platz auf dem Schreibtisch hat. Das ist ein mittlerweile sieben Jahre altes Toshiba Satellite Z30-A mit 16 GB RAM und 250 GB SSD. Damals hatte ich lange gesucht, bis ich dieses auf meine Bedürfnisse zugeschnittene Gerät gefunden hatte: mit 1,2 kg, mattem FullHD-Bildschirm und beleuchteter Tastatur sehr reisetauglich, und dank echter (ohne Adapter nutzbarer) HDMI-, VGA- und Ethernet-Anschlüsse genau das richtige für User Group Treffen, auch bei Vorträgen am Beamer. Leider hat Toshiba mit dem Verkauf an Dynabook die Satellite Z30 bzw. die verwandte Business-Serie Portege Z30 nach der fünften Generation offenbar eingestellt. Auf dem Notebook läuft Debian GNU/Linux in der jeweils aktuellen stabilen Version, aktuell also Debian 11.
Weitere mobile Geräte sind das betagte private Oneplus 3, als Diensthandy ein iPhone 11, der Tolino vision 4 HD eBook-Reader und ein günstiges 10" Tablet von ALDI/Medion. Letzteres ist gleichzeit auch das neuste aller hier aufgezählter Geräte und erst knapp zwei Jahre alt.
Netzwerk und Heimserver
Neben dem privaten PC stehen zwei Server: mein seit 2014 dauerlaufender Homeserver sowie ein selbstgebauter Server mit AMD E-350 Prozessor in einem alten Medion-Gehäuse. Dieser wird nur noch ca. einmal pro Monat eingeschaltet, um ein Full-Backup aller Daten auf den privaten Geräten zu ziehen.
Vernetzt sind die Systeme mit einem 8-Port Gigabit-Switch im Arbeitszimmer, an dem auch ein Fritz!Repeater 1750E hängt. Dieser ist per WLAN-Mesh an die Fritz!Box 7490 im Wohnzimmer angebunden. Die Box ist über VDSL2 mit nominell 100/40 Mbit/s Up-/Downstream am Internet und ist außerdem Telefonanlage für zwei DECT Mobiltelefone sowie für das älteste hier vorgestellte Gerät, ein 20 Jahre altes Tiptel 193 ISDN-Telefon, das interessanterweise immer noch als Neugerät angeboten wird.
Software
Wie bereits geschrieben, setze ich Ubuntu Linux auf dem privaten PC und Debian GNU/Linux auf den Servern und dem Notebook ein. Ein, allerdings selten genutztes, Windows 10 gibt es aber auch, in Form einer virtuellen Maschine unter VirtualBox auf dem PC.
Meine vollständige Softwareausstattung würde den Rahmen des Artikels sprengen und vermutlich auch niemanden interessieren; daher zähle ich nur einige Besonderheiten auf. Für E-Mail nutze ich hauptsächlich den textbasierten Client mutt, nur wenn mit Attachments gearbeitet werden muss, greife ich auf Thunderbird zurück. Letzterer ist auch mein IRC-Client. Usenet News lese ich nur noch ganz selten; und wenn doch, dann seit vielen Jahren mit trn4. Dieser ist in die Jahre gekommen, er unterstützt nur rudimentär MIME und keine Charsets. Ich rechne schon lange damit, dass er bald aus Debian fliegt, aber irgendwie hat er sich wacker gehalten. Seine große Stärke ist weiterhin der einfache und intuitive Umgang mit sehr großen Threads, was auch der Grund ist, warum ich mich nie mit einem anderen Newsreader anfreunden konnte.
Der Browser meiner Wahl ist natürlich Firefox; von den vielen installierten Addons sind vielleicht uBlock Origin, Swagger UI, FoxyProxy und Easy Screenshot erwähnenswert. Das letzgenannte Addon erlaut das Abspeichern einer kompletten Webseite als PNG Grafik, auch wenn sie größer als das Browserfenster ist. Für spezielle Anwendungen setze ich auch andere Browser ein, u.a. Chromium für Videokonferenzen mit Jitsi Meet oder BigBluebutton, da Firefox hier manchmal Probleme mit dem Teilen des eigenen Bildschirms hat. Für Google Maps hat sich Vivaldi als schnellster Browser bewährt.
Neben DEB Paketen aus Ubuntu bzw. Debian sind auf dem Desktop-Rechner auch viele Snaps und einige AppImages installiert, z.B. Skype, Telegram Desktop, Signal, VScode, OBS Studio oder die Clients für Slack und Mattermost. Was zu dem Thema der Messenger führt. Im Zuge der Corona-Pandemie habe ich beschlossen, auch Abstriche beim Datenschutz oder Offenheit in Kauf zu nehmen, um mit Leuten und Gruppen in Kontakt zu bleiben. Neben den bisher genannten Systemen finden auch WhatsApp und Zoom mehr oder weniger regelmäßig Verwendung, außerdem schreibe ich mit manchen Bekannten über Facebook und Linkedin. Natürlich sind mir Open Source Systeme lieber, aber unter den aktuellen Umständen bin ich zu Kompromissen bereit.
Ein Kompromiss ist sicherlich auch das Hosting dieser Webseite auf dem mittlerweile zu Microsoft gehörenden GitHub Pages. Aber es handelt sich um öffentlich zugängliche Daten, und die Vorteile der GitHub Plattform sind zweifellos vorhanden.