2019-06-18 17:50

Ubuntu stellt i386 ein

Wie Canonical heute bekannt gegeben hat, stellt Ubuntu nun endgültig die Unterstützung für die Architektur i386 ein.

Im Vorgriff auf diesen Beschluss wurde bereits vor einem Jahr die Update-Möglichkeit von Ubuntu 18.04 LTS auf 18.10 bei der i386 Architektur begrenzt. So sollte verhindert werden, dass Nutzer der LTS Distribution, die immerhin noch bis April 2023 kostenlosen und danach kostenpflichtigen Support erhält, zum Wechsel auf eine kurzlebige nicht-LTS Version verleitet werden.

Die eigentliche Entscheidung für oder gegen die Weiterführung von i386 wurde auf den Sommer 2019 vertagt und ist nun gefallen. Canonical gibt Kostengründe und die nachlassende Popularität für die Entscheidung an.

Da SUSE und Red Hat schon vor einiger Zeit die Unterstützung für die Intel 32-Bit Architekturen eingestellt haben, ist nun Debian die einzige der großen Distributionen mit i386 Support.

Prozessoren bzw. Geräte mit Intel oder kompatibler 32-Bit Architektur gibt es durchaus noch zu kaufen. Auch wenn die meisten Consumer-Geräte um das Jahr 2005 herum auf die 64-Bit Architektur (amd64) wechselten, gab es noch einige Zeit neue Produktlinien mit 32 Bit, beispielsweise die ersten Atom-Prozessoren in Netbooks und Nettops. Auch AMD produziert mit der Geode Produktlinie weiterhin 32-Bit Plattformen.

Der hauptsächliche Nachteil der 32-Bit Architektur, die Begrenzung auf maximal 4 GB Hauptspeicher, wurde schon früh mit der Physical-Address Extension (PAE) beseitigt. PAE-fähige Systeme können, je nach Busbreite, zwischen 64 GB und 4096 TB RAM nutzen. Der Adressraum für einen einzelnen Prozess bleibt zwar auf 4 GB beschränkt, das ist jedoch für viele Anwendungen ausreichend.

Neben dem adressierbaren Speicher bestehen die Vorteile von amd64 gegenüber i386 in der größeren Registerzahl der CPUs, was besseren compilierten Code ermöglicht, und der geringeren Fragmentierung der einzelnen Produktlinien (386, 486, Pentium, PPro, usw.). Um die Vorteile beider Architekturen zu vereinen, wurde zeitweise seitens der Linux-Entwickler die Architektur x32 propagiert, wegen der geringen Nutzung jedoch mittlerweile wieder abgekündigt.

Nachtrag (2019-06-24): Die Ankündung der Einstellung von Ubuntu i386 hat erwartungsgemäß Kritik nach sich gezogen. So hat der Spieleentwickler Valve angekündigt, mit seiner Spieleplattform Steam Ubuntu nicht mehr zu unterstützen. Er möchte zukünftig einer anderen Distribution den Vorzug geben. Welche das ist, wurde noch nicht genannt, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass eine andere als Debian hierfür in Frage kommt. Auch die Wine-Entwickler sind über die Entscheidung von Canonical nicht erfreut.

Nachtrag (2019-06-25): Mittlerweile hat auch Canonical die Kritik verstanden und erklärt, die i386 Unterstützung vorerst beizubehalten. Es sollen in einem noch festzulegenden Prozess die Pakete identifiziert werden, die auch weiterhin in einer 32-Bit Version gepflegt werden sollen.