2016-08-28 15:58
25 Jahre Linux
Am 25. August 1991 schrieb der damals unbekannte finnische Student
Linus Torvalds ein
Posting
in der Newsgroup comp.os.minix
, in der er seine Arbeit an einem
freien, Unix-ähnlichen Betriebssystem erstmals der Öffentlichkeit vorstellte.
Nur vier Wochen später gab es den ersten Quelltext zum Herunterladen; kurze
Zeit später wurde das Werk unter die GPLv2 gestellt und erhielt den Namen
Linux.
Ich war, genau wie Linus, damals Student der Informatik im zweiten Semester. Als Informatikstudent an der Uni Karlsruhe im Vordiplom bekam man damals einen Account auf einer VAX Station mit VMS als Betriebssystem. Auf der anderen Seite des Raumes standen DEC Stations mit dem UNIX-Derivat Ultrix. Einen Account für diese Umgebung gab es jedoch nur mit abgeschlossenem Vordiplom oder nach Abschluss eines Kurses “Unix und C”. Dieser wurde aber nur einmal pro Semester angeboten und lag meistens genau vor meinen Prüfungen, so dass ich dafür nie Zeit hatte. Zudem konnte ich bereits C und hatte mehrere Jahre mit der Bash-ähnlichen Shell Mupfel auf dem Gemini Desktop des Atari ST gearbeitet, so dass es nicht einzusehen war, warum ich den Kurs besuchen soll. Mit UNIX zu arbeiten blieb zunächst ein unerfüllbarer Wunsch. Auch im Rechenzentrum der Uni Karlsruhe gab es für Studenten kein UNIX, sondern nur MVS auf der IBM 3090.
Mein erster Kontakt mit Linux fand im Oktober 1992 auf der Messe Hobby+Elektronik+Modellbau in Stuttgart statt. An einem Stand stand dort ein PC mit einer Benutzeroberfläche, die mich stark an Ultrix erinnerte, wie ich es im Vorbeigehen im Rechnerraum gesehen hatte. Es handelte sich um einen 386er PC mit 4 MB RAM, das System war SLS Linux mit XFree86 und dem Windowmanager TWM.
Dieses System wollte ich zu Hause haben. Es dauerte aber noch eine Weile, bis sich tatsächlich das erste XTerm in meiner Studentenbude öffnete. Mittlerweile hatte ich das Vordiplom bestanden und den Ultrix-Account bekommen, so dass der Druck nicht mehr so groß war. Da eine Linux-Portierung auf den Atari ST angekündigt war, scheute ich zunächst die Investition in einen eigenen Intel-PC. Im Sommer 1993 bekam ich von einer Freundin, die nach einem Umzug keinen Platz mehr dafür hatte, ihren 386er PC ausgeliehen. Nachdem ich den Festplatteninhalt auf 40 Disketten gesichert hatte, machte ich mich an die Installation von SLS Linux. Die Freude währte aber nur wenige Wochen, denn ihr Bruder hatte Interesse an dem PC angemeldet und holte ihn kurze Zeit später ab.
Als sich abzeichnete, dass das Linux für den Atari nicht so richtig aus den Startlöchern kam, leistete ich mir den ersten eigener Linux-PC. Das war bereits ein 486er, genauer gesagt ein AMD Am486 DX4/100 Prozessor, mit 16 MB RAM und einer 1 GB Festplatte. Darauf installierte ich Slackware, das als Quasi-Nachfolger von SLS galt.
In der Folgezeit beschäftigte ich mich viel mit meinem neuen Linux-System. Als Mitglied des sub-Netz e.V. betrieb ich fortan meine E-Mail und Usenet News unter Linux. Wenige Monate später gehörte ich zum Admin-Team des sub-Netz e.V. und war verantwortlich für den Newsserver. Zudem übernahm ich bis zum Ende meines Studiums die Organisation des Linux-Treffens im Karlsruher Uni-Rechenzentrum.
Im Rahmen dieses Linux-Treffens gab es im Frühjahr 1996 einen Vortrag über die damals noch unfertige Distribution Debian GNU/Linux. Als im Juni 1996 die erste stabile Version 1.1 erschien (Debian 1.0 wurde übersprungen) und mein Slackware in die Jahre gekommen war, beschloss ich, zu Debian zu wechseln. Dabei bin ich bis heute geblieben, auch wenn ich privat teilweise auch Ubuntu Linux nutze und beruflich mit diversen weiteren Distributionen zu tun habe.
Mich hat Linux von Anfang an begeistert, aber dass es einen derartigen Siegeszug quer durch die Technikwelt antreten würde, hätte ich damals nie gedacht. Auch wenn es teilweise gut getarnt wird, begegnet einem Linux überall, von der Armbanduhr bis zum Supercomputer, auf dem Mobiltelefon, dem DSL-Router, im Auto und in der Waschmaschine. In jeder größeren Stadt gibt es Linux-Usergroups, und Busse fahren zu den großen Konferenzen wie den Chemnitzer Linuxtagen.
Einen herzlichen Glückwunsch an den Linux-Kernel zum Geburtstag! Und meine Hochachtung an seinen Schöpfer Linus Torvalds, der es geschafft hat, 25 Jahre lang die Entwicklung voran zu treiben, den kreativ-chaotischen Prozess in die richtige Richtung zu lenken und im Laufe der Jahre einen Entwicklungsprozess zu finden, der nicht nur anderen Open Source Projekten, sondern auch Firmen als Vorbild dient. Bitte mach’ noch mal 25 Jahre weiter!