2014-11-10 00:36
OpenRheinRuhr 2014
Am Wochenende fand in Oberhausen die OpenRheinRuhr 2014 statt. Diese kleine aber feine Veranstaltung ist im Kalender der Events zu Freier und Open Source Software mittlerweile fest etabliert und hat eine treue Fangemeinde. Auch in diesem Jahr gab es wieder ein interessantes Vortragsprogramm.
Leider fielen mehrere Vorträge aus, auf die ich mich gefreut hatte - teilweise wegen Krankheit der Referenten, teilweise aber auch wegen des Streiks der Lokomotivführer-Gewerkschaft. Dies bot allerdings auch die Möglichkeit, spontan in andere Vorträge zu gehen, die ich sonst nicht besucht hätte, obwohl sie ebenfalls interessant und unterhaltsam waren.
Samstag 8.11.
Im Vortrag Do Epic Shit beschrieb ein Web-Entwickler seine Toolchain und Arbeitsweise. Neben Editoren, IDEs und Build-Tools kamen vor allem Bash Shortcuts für oft gebrauchte Funktionen zur Sprache. Es ist immer wieder interessant, einem Profi so über die Schulter schauen zu können und Anregung zur Optimierung der eigenen Arbeitsweise zu bekommen.
10 Jahre Ubuntu, 10 Jahre Community waren für den Vorsitzenden des Ubunutu Deutschland e.V. und ehemaligen Projektleiter von ubuntuusers.de ein Anlass, auf die Entwicklung und Meilensteine der Distribution zurück zu blicken. Neben der Distribution und der Produkte des Herstellers Canonical ging es in diesem kurzweiligen Vortrag vor allem um die ehrenamtliche Community und ihre Arbeit.
Virtualisierung im Cloud Zeitalter beleuchtete aktuelle Entwicklungen um die Virtualisierungstechnologien Xen, KVM, Virtualbox und VMware ESXi. Früher ein großer Hype, ist es um Virtualisierung mit einem Hypervisor in den letzen Jahren ruhig geworden; das Augenmerk liegt mehr auf Containertechnologien, deren Verwaltung und Anwendungen in PaaS Cloud Services. Der Referent zeigte anhand eines Performancevergleichs die Leistungsfähigkeit der Produkte untereinander und im Vergleich zur Bare Metal Performance auf. Neben der Tatsache, dass außer VirtualBox alle Produkte nahezu gleichauf liegen, ist das Fazit, dass Performance nicht das wichtigste Auswahlkriterium ist.
Der Untertitel des Vortrag PostgreSQL - Gewinn bei der Migration von anderen SQL-Servern deutete bereits darauf hin, dass der nächste Vortrag kein neutraler Vergleich relationaler Datenbanken werden würde. Es wurden verschiedene Eigenschaften von PostgreSQL gezeigt, wobei es vorrangig um den SQL Befehlumfang und die Konformität zum aktuellen SQL Standard ging. Worin der “Gewinn” bei der Migration betsteht, blieb oft vage, da die anderen relationen Datenbanksysteme und ihre Schwächen nicht explizit benannt wurden; lediglich an zwei Stellen verriet der Referent, dass es um einen Vergleich mit Oracle ging. Auch wenn ich einer der Kernaussagen des Referenten, nämlich dass logische Konsistenzprüfungen möglichst in der Datenbank anstelle der Anwendung implementiert werden und dazu SQL-Funktionen und Trigger eingesetzt werden sollen, nicht zustimme, war es ein zweifellos interessanter und gut präsentierter Vortrag.
Sonntag 9.11.
Der Sonntag begann für mich mit dem selben Referenten, mit dem der Samstag endete. C++11 und C++14 behandelte nach einem kurzen Abriß der Geschichte von C++ die wichtigsten Änderungen in den beiden neusten Standards C++11 und C++14. Dazu gehören beispielsweise die move-Semantik als Ergänzung zur copy-Semantik bei Rückgabewerten von Memberfunktionen, der Datentyp shared_ptr, die automatische Typinferenz mit auto und Lambda-Funktionen. Daneben gab es viele Programmiertipps und Warnungen vor Dingen, die man in C++ besser nicht (mehr) benutzen sollte. Für mich wohl der beste Vortrag der diesjährigen ORR.
In Systemverwaltung mit Spacewalk ging es um das Open Source Tool Spacewalk und seine kommerziellen Ableger “SUSE Manager” und “RedHat Satellite Server”. Der Vortrag lieferte einen guten Überblick über die Möglichkeiten und Grenzen des Tools, das vor allem auf zentrale Verwaltung RPM-basierter Distributionen spezialisiert ist. Leider gab es keine Live-Vorführung, und die Screenshots der Weboberfläche war wegen der bescheidenen Beamer-Auflösung nahezu unlesbar. Trotzdem ein guter Einführungsvortrag in ein für mich neues Thema.
In OpenSuse 13.2 stellte eine junge Mitarbeiterin des OpenSUSE Teams die erst vor wenigen Tagen erschienene neue Version der Distribution vor. Das Augenmerk lag auf dem Desktop-Anwender, die unterstützten Desktop-Umgebungen wurden mit Screenshots gezeigt. Daneben ging es um verwandte Projekte wie den SUSE Build Service und um Organisation und Community. Der Vortrag war relativ kurz, was Platz für eine ausführliche Diskussion zu unterschiedlichsten Aspekten von OpenSUSE ließ. Für mich blieb vor allem die Erkenntnis, dass die großen Desktop-Distributionen sich technisch immer ähnlicher werden und die Alleinstellungsmerkmale hauptsächlich in der Community und ihren Aktivitäten zu suchen sind.
Am Ende der diesjährigen OpenRheinRuhr stand mit Bash-Versteher dank strace ein unterhaltsamer Vortrag auf dem Programm. Der Vortragende hielt sich nur kurz mit Folien auf und ging bald zu einer Live-Demonstration von Beispielen über. Es ging darum, wie man das Verhalten von Shell-Konstrukten mit strace analysiert und vermeintlich “gleiche” Shellbefehle unterschiedliche Wirkungen haben. Insgesamt ein spaßiger Vortrag, auch wenn für mich nichts wirklich neues dabei war.